Sonntag, 18. Juli 2010

WM-Tagebuch

18. Juli 2010
Noch ein WM-Fall: Bundespräsident zu dicht an der Nationalelf

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10. Juli 2010
Kann man so den Bundestrainer beleidigen?

"Was darf Satire?" fragt die "Hamburger Morgenpost" und behauptet, die ARD habe Bundestrainer Joachim Löw beleidigt. Der lasse nun juristische Schritte prüfen.

Kurt Tucholskys Antwort auf die Frage, was Satire darf, lautet "Alles!" Schon kommt ein Aber. Nicht als Widerspruch zu des Dichters Auffassung, sondern sozusagen zur Qualitätsprüfung.

Bereits bei der WM 2006 hat der öffentlich-rechtliche Radiosender 1Live die Geschmacksnerven mit einem WM-Tagebuch von Lukas Podolski überstrapaziert. In unsäglichen Beiträgen sollten die sprachlichen Fähigkeiten des Nationalspielers durch den Kakao gezogen werden - was dabei heraus kam, war aber kein Genuss, sondern nur für den...

Da wir seit Helmut Kohl wissen, dass nur wichtig ist, was hinten dabei herauskommt, sei zitiert, was 1Live am 5. Juli 2010 abgesondert hat. Dies: „Ich bin Linksaußen. Meistens spiel' ich nach vorn, außer wenn Jogi sagt: ,Lukas, du musst auch mal hinten helfen.‘ Dann sag ich meistens: ,Ey, Babykaschmir, ich helf' dir gleich hinten. Aber warum muss ich dir eigentlich hinten helfen? Hat Hansi Flick wieder Migräne, oder was?"

Vor vier Jahren hat Lukas Podolski die Gerichte bemüht - doch er mühte sich vergeblich. Aus unerfindlichen Gründen reklamierte die ARD für derartigen Scheiß die Kunstfreiheit. Und bekam Recht. Aber aus einem eher peinlichen Grund. Der lautete: Der Versuch, Lukas Podolski lächerlich zu machen, war aus qualitativen Gründen in die Hose gegangen.



Eine weise Entscheidung. Die sich Joachim Löw in Erinnerung rufen sollte. Wer bei diesen WM-Tagebüchern auch nur an Satire denkt, der man außerdem nichts verbieten darf, beleidigt alle, die dieses Stilmittel noch beherrschen.

Ein Satiriker stellt die Wirklichkeit auf den Kopf, damit sie auf die Beine kommt. Zu dieser Wirklichkeit gehört: Gerichte müssen sich schon oft genug mit dem beschäftigen, was hinten dabei herauskommt. Joachim Löw muss da nichts mehr hinzu tun...

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